Podiumsdiskussion

Zurück in die Grauzone – Sexarbeit auf dem Weg zur Kriminalisierung?

27. Sept 2018

17:30 – 19:30

Humboldt Universität zu Berlin

Institut für europäische Ethnologie

Seit der Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes (ProstSchG) herrscht Unsicherheit und Verwirrung unter Sexarbeitenden in Deutschland. Da sich viele nicht registrieren können oder wollen nimmt das illegalisierte Arbeiten zu und der bürokratische Aufwand ist nicht nur für die Sexarbeitenden, sondern auch für die Behörden eine große Herausforderung. In vielen Bundesländern ist eine Anmeldung nach dem ProstSchG immer noch nicht möglich. Einige, vor allem kleine, Betriebe mussten schon schließen, weil sie den neuen Vorschriften nicht nachkommen können. Somit verschwinden viele Arbeitsplätze und die Möglichkeiten für Sexarbeitende werden sich mehr und mehr darauf reduzieren, alleine oder in großen Betrieben zu arbeiten. Auch bei der neuen Kondompflicht bleibt umstritten, ob sie wirklich eine gesündere Arbeitsweise fördert. Wird durch das Gesetz wirklich mehr Schutz für Sexarbeitende gewährt oder verursachen die Last der Anmeldung und der neuen Betriebsvorschriften nur Nachteile für die Betroffenen? Was bedeutet „Grauzone“ und inwieweit wird das durch die neue Gesetzgebung und politische Lage gefördert?

Die Podiumsdiskussion wird eröffnet mit einem Input aus wissenschaftlicher Perspektive von Dr. Anne Dölemeyer (HAWK Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen). Sie wird einen Blick auf staatliche Regulierungspraxen, darunter auch der Prostitution, werfen. In der daran anschließenden Diskussion auf dem Podium wird dann aus drei verschiedenen Blickwinkeln berichtet, wie die gesetzgeberische Umsetzung von Sexarbeit konkret erfolgt und den Arbeitsalltag und die Zukunftsperspektiven von Menschen, die in oder in Verbindung mit dem Sex- und Erotikgewerbe arbeiten, ändert. Es wird Beiträge aus der Sexarbeit (Lady Violet), der sozialen Arbeit (Astrid Gabb, Madonna e.V., Bochum) und der Verwaltung (Fabio Casagrande, Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration-BASFI, Hamburg) geben, gefolgt von einer offenen Frage- und Diskussionsrunde. Moderiert wird es vom Mithu Sanyal.